Das Erlernen einer Fremdsprache ist nicht nur das Auswendiglernen von Vokabeln oder das Beherrschen von Grammatikregeln, sondern auch die Möglichkeit, eine neue Kultur zu verstehen, den Horizont zu erweitern und aktiv an der globalen Kommunikation teilzunehmen. Dieser Prozess erfordert Konsequenz, Aktivität und die Entwicklung praktischer Fähigkeiten.
Darüber haben wir mit Ursula Theisen, Lehrerin am Goethe-Institut in Taschkent, gesprochen.
– Frau Theisen, erzählen Sie uns bitte etwas über Ihre Tätigkeit als Lehrerin.
– Ich habe von 1994 bis 1996 in Prag Deutsch unterrichtet. Das war eine sehr interessante Erfahrung für mich.
Danach war ich im Bereich innovative Technologien tätig. In dieser Funktion war ich für die Projektplanung und die Vorbereitung von Ausstellungen zuständig.
Mit 58 Jahren verspürte ich den Wunsch, wieder Deutsch zu unterrichten. Seitdem arbeite ich im Rahmen von „Work and Travel“-Programmen in verschiedenen Ländern, um die lokale Kultur und die Menschen besser kennenzulernen. So bin ich nach Usbekistan gekommen. Seit Januar 2024 unterrichte ich am Goethe-Institut in Taschkent.
– Welche Erfahrungen haben Sie während Ihrer Arbeit in Usbekistan gesammelt?
– In jeder Lebensphase lernen wir etwas Neues. Am Goethe-Institut arbeitet ein sehr freundliches und professionelles Team. Alle Lehrkräfte teilen ihre Erfahrungen und lernen voneinander.
– Am Goethe-Institut unterrichten Sie verschiedene Altersgruppen – Kinder, Studierende, Erwachsene.
Welche methodischen Ansätze halten Sie für am effektivsten?
– Das hängt ganz vom Alter und Wissensstand der Schüler ab. Bei der Arbeit mit Kindern wenden wir beispielsweise eine spezielle Methode an. Ihre Aufmerksamkeit hält im Durchschnitt etwa 10 Minuten an, danach muss die Tätigkeit gewechselt werden, deshalb singen wir im Unterricht und spielen verschiedene Spiele. Es ist wichtig, die Unterrichtsform ständig zu variieren.
Am Goethe-Institut findet der Unterricht auf der Grundlage eines aktiven Dialogs statt. Hauptsächlich sollen die Schüler sprechen, der Lehrer soll sie anleiten.
– Welche Besonderheiten haben Sie bei den usbekischen Schülern beim Erlernen einer Fremdsprache festgestellt?
– Es ist wichtig zu erwähnen, dass viele Schüler in einem zweisprachigen oder mehrsprachigen Umfeld aufwachsen. Zu Hause sprechen sie beispielsweise Usbekisch, in der Schule lernen sie Russisch. Einige sprechen Kasachisch oder Tadschikisch. Ein solches Umfeld fördert ihre Offenheit und Flexibilität beim Erlernen von Sprachen.
– Wie setzen Sie visuelle, spielerische und interaktive Methoden im Unterricht ein?
– Es ist wichtig, den Unterricht interessant zu gestalten und die Schüler aktiv einzubeziehen. Sie kommen nicht nur hierher, um zuzuhören, sondern auch, um die Sprache zu üben.
Eine Sprache zu verstehen ist nicht gleichbedeutend mit ihrer vollständigen Beherrschung. Um eine Sprache perfekt zu beherrschen, muss man viel kommunizieren und schreiben. Es ist wie das Erlernen eines Musikinstruments: Am Anfang ist es schwierig, aber mit Geduld und Ausdauer kann man Erfolg haben.
Deshalb ist es sehr wichtig, beim Sprachenlernen tolerant gegenüber Fehlern zu sein. Das ist ein natürlicher Prozess, den man akzeptieren muss. Das Wichtigste ist, dass sich die Lernenden frei fühlen und keine Angst haben, ihr Wissen in der Praxis anzuwenden.
Vielen Dank für das interessante Gespräch!
Gespräch geführt von Nasiba Ziyodullaeva, UzA